Fridays for Future – Schulstreik fürs Klima nach Greta Thunberg

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(cooppa, Aurelia Jurtschitsch, 14.03.2019) In den sieben größten Städten Österreichs wird am Freitag, 15. März zur Mittagszeit eine Klima-Kundgebung von SchülerInnen und StudentInnen abgehalten. Die Scientists for Future liefern die Fakten und sehen diese öffentliche Demonstration als absolut gerechtfertigt. Und Parents for Future ziehen mit, unterstützen nach Möglichkeit bzw. tragen die Botschaft in die Erwachsenen-Kreise.

Kurz vor dem weltweiten Klimastreik der Jugend am 15. März 2019 sind sich die Wiener OrganisatorInnen sicher: “An diesem Freitag wird Geschichte geschrieben!” Das ist natürlich enorm motivierend und sie dürften damit richtig liegen, denn auf der globalen Internetplattform fridaysforfuture.org werden bis dato über 1200 teilnehmende Städte aus 92 Ländern aufgelistet. Am dichtesten belegt ist Europa, von wo aus durch die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg die Sache ihren – inzwischen rasanten – Lauf genommen hat, stark vertreten auch Städte in Nord- und Südamerika, Australien, Indien, vereinzelt Afrika. Hingegen eine blanke weiße Landkarte über Russland, China, der Arabischen Halbinsel, und Nordostafrika – ein deutliches Zeichen für Informationseinschränkung (bzw. Verbot?!) gepaart mit Demonstrationsverbot, wie aus Russland bzw. Singapur konkret bestätigt wird.

Unter www.fridaysforfuture.org sind alle Events weltweit zu finden.

Bei der kombiniert angesetzten Pressekonferenz am 12.03. – erst die Fridays for Future-Gruppe, danach die Scientists for Future – stellten Johannes Stangl und Katharina Rogendorfer die festgelegte Route durch die Stadt und die generelle Roadmap von Fridays for Future vor. Berichtet wird von 50 Schulen, mit denen es Kontakt bzw. Zusagen zur Teilnahme gibt. Das kann bedeuten, dass einzelne engagierte und “unverbesserliche” SchülerInnen, eine ganze Klasse oder mehrere Klassen einer Schule mit oder ohne LehrerIn zu einem der fünf Sammelplätze außerhalb der Ringstraße kommen und von dort sternförmig auf den Heldenplatz zusteuern, wo die Hauptkundgebung zu Mittag stattfindet. Danach werden an vier Stationen logische Forderungen an die Adressaten gestellt, etwa: An die Bundesregierung am Ballhausplatz der Ruf nach einer ökosozialen Steuerreform bzw. optimale Rahmenbedingungen für das Ziel CO2-Neutralität bis 2050; für das Bildungsministrium wurde der Slogan “Klima in die Klasse” vorbereitet und dessen Umsetzung für jede Altersstufe angeraten; an das Ministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus soll der Vorschlag ergehen, den Klimanotstand auszurufen nach dem Beispiel der Stadt Basel, gepaart mit der Selbstverpflichtung, in sämtliche Strategien den Klimaschutz vordringlich einzubeziehen; last but not least der Appell an das Verkehrsministerium, im besonders emissionsreichen Österreich die totale Mobilitätswende zu forcieren, also adieu fossil so bald wie möglich

v.l.n.r.: Lena Schilling (Schülervertreterin), Katharina Rogenhofer, Johannes Stangl (beide FFF), Nikolai Ritter (PFF)

In der Kurzfassung kommt es immer auf den einen unmissverständlichen Nenner heraus: Die Regierung muss/soll endlich das tun, was sie unterschrieben hat, d.h. mit der weltweiten Staatengemeinschaft vereinbart hat im Pariser Klimaschutzabkommen zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels. (Das verrückte dabei ist, dass nicht diese Regierung 2015 beim Abkommen mitverhandelte.) Genau hier setzt auch  die Argumentation der Scientists for Future (S4F) an – immerhin lieferten die Top-Wissenschafter der Welt die Berechnungen, Prognosen, Szenarien zum Klimawandel aufgrund derer die Klimaziele der Staatengemeinschaft formuliert wurden. Ihre Aussagen sind im Detail geschärft (Österreichischer Special Report Gesundheit, Demographie und Klimawandel 2018) und liegen als Stellungnahme zu den Anliegen der demonstrierenden jungen Menschen 2018 vor. Zuletzt wurde eine Unterschriftenaktion gestartet, die im deutschsprachigen Raum bereits über 19.000 Mal unterzeichnet wurde. Die wissenschaftlichen Lösungen und Fakten seien seit Jahren bekannt, heißt es. Es ginge nun darum zu zeigen: “Was die Jugend fordert, ist legitim. Es geht um ihre Zukunft und für die setzen sie sich ein”, sagt etwa Helga Kromp-Kolb vom CCCA (Climate Change Centre Austria), eine der bekanntesten Wissenschaftlerinnen Österreichs, die vor dem Klimawandel warnt.

Rund um die “unverbesserlichen” SchülerInnen und auch LehrerInnen, die unbedingt beim großen  Klima-Schulstreik dabei sein, laut sein und gehört werden wollen, ist eine heftige Debatte über die rechtliche Seite entbrannt. Wer darf wen unter welchem Titel entschuldigen, denn es besteht natürlich Schulpflicht, d.h. die Kinder dürfen nicht “schwänzen”. Sogar Bildungsminister Dr. Heinz Faßmann gab seine Stellungnahme im Mittagsjournal  dahingehend ab, dass er es gut findet „wenn sich Schüler und Schülerinnen für wesentliche Fragen wie den Klimaschutz interessieren. Engagement ja, aber vielleicht nach der Schule.“ Das ist nett, aber unverbindlich, mag sein wohlwissend, dass die Bundesländer es unterschiedlich streng handhaben, wie aus Aussendungen hervorgeht. Offiziell sind fünf unentschuldigte Tage bzw. 30 unentschuldigte Schulstunden des Fernbleibensder wirklich kritische Punkt, dann kann es zum Schulverweis kommen. Was darunter liegt und weder von Klassenvorstand oder Direktion goutiert wird, kann zu einer Betragensnote führen. Auf jeden Fall aber müssen die Eltern ein Entschuldigung für die Fehlstunden schreiben, das kann auch “aus privaten Gründen” sein. Zu all dem sammelte man Anregungen und Klärungen unter FAQ auf der FFF-Seite.

Großer Aufwand, großes persönliches Engagement seit über zwölf Wochen, denn bereits am 21.12.2018 – ja in der (noch immer) kältesten Jahreszeit hierzulande – starteten die Fridays for Future-Streiks auf dem Heldenplatz. Alles ehrenamtlich und aus der eigenen Tasche von den OrganisatorInnen – und bisweilen finanziell unterstützt von Gönnerinnen, die sich spontan für die Thematik begeistern. Einige von diesen Erwachsenen haben sich längst zur Gruppe der Parents for Future (PFF) zusammengeschlossen und unterstützen mit ebenso kräftigem persönlichen Einsatz, Know How und weiterer Vernetzung die Bewegung. Aus dem Bewusstsein heraus, dass der Druck aus der Bevölkerung auf die Regierung noch wesentlich verstärkt werden muss und mit dem Motto: Der beste Zeitpunkt, für Klimagerechtigkeit zu kämpfen, war vor 30 Jahren. Der letzte mögliche Zeitpunkt, einen gefährlichen Klimakollaps abzuwenden, ist jetzt! – Machen Sie mit!

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