Und jährlich grüßt die Welterschöpfung

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Alle Jahre wieder, jedes Jahr ein bisschen früher. Das Global Footprint Network erinnert uns an den Welterschöpfungstag. Der Tag, an dem wir als Weltgemeinschaft alle Ressourcen aufgebraucht haben, die unser Planet in einem Jahr reproduzieren kann.

Der Welterschöpfungstag, oder Earth Overshoot Day, markiert nicht nur ein weiteres Jahr ineffizientes Ressorcenmanagement und eine zu liebliche Klimapolitik, sondern entfacht auch immer wieder aufs Neue die Diskussion, ob wir, wann wir und in welchem Ausmaß wir den globalen Ressourcenverbrauch reduzieren müssen.

50 Jahre Limits to Growth – was ist passiert?

Die Frage, ob unser Ressourcenverbrauch wie gewohnt weitergehen kann, ist alt. Schon 1972 veröffentlich der Club of Rome den Bericht „Limits to Growth“ in dem klar hervorgeht: Unendliches Wachstum ist auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen nicht möglich. Das war vor genau 50 Jahren. Ein Jahr, in dem der Welterschöpfungstag auf den 10. Dezember fiel.

Wie unschwer zu erkennen ist, hat sich das Blatt seither nicht zu unseren Gunsten gewendet: Der globale Ressourcenverbrauch hat sich seither mehr als verdreifacht [1], Extremwetterereignisse haben sich verfünffacht [2], unsere Treibhausgasemissionen haben sich mehr als verdoppelt [3,4], eine Millionen Tierarten sind vom Aussterben bedroht [5], die Liste ist lang.

Die politische Antwort auf diese Zahlen ist oft Innovationsgeist und Technologieoptimismus, Business-as-usual nur mit anderen Mitteln – Elektroautos oder Biofuels sind nur zwei Beispiele dafür.

„Everything from Wood“ – Ein Appell an eine nachhaltige Entnahme von Holzrohstoffen

Holz als nachwachsender Alleskönner, ist ein anderes. In dem kürzlich veröffentlichten Bericht des WWF „Everything from Wood“ [6] wird eine berechtigte Frage gestellt: Können unsere Wälder unter nachhaltiger Bewirtschaftung ausreichend Holz liefern, um Material für unsere Häuser, Energie für unsere Wohnungen, Fasern für unsere Kleidung und Ersatz für unsere Plastikprodukte bereitzustellen?

Zurzeit ist die Erde etwa mit vier Milliarden Hektar Waldflächen bedeckt, das entspricht ungefähr 31% der Erdoberfläche [7]. Diese Wälder erfüllen sogenannte Ökosystemdienstleistungen (Ecosystem Services). Sie holen CO2 aus der Atmosphäre und speichern es in Holz und Boden, sie regulieren unser Klima, bilden Nährstoff- und Wasserkreisläufe, sind Hotspots der Artenvielfalt, bieten uns einen Ort des Rückzugs und der Erholung und natürlich versorgen sie uns Menschen auch mit Ressourcen, also mit Holz. Aber: Unsere Wälder stehen unter einem enormen Druck. Intensive Bewirtschaftung und die Klimakrise setzen globalen Waldflächen immer mehr zu. Die Abholzung unserer Wälder ist in den letzten 60 Jahren um 60% gestiegen, Dürre und Trockenheit sorgen für Kronenverlichtungen, Bodenversiegelung und Insektenbefall.

Nicht alle Wälder erfüllen die Ökosystemdienstleistungen im gleichen Ausmaß. Alte und natürliche Wälder, so der Bericht, sind effektivere Kohlenstoffsenken und weisen eine höhere Biodiversität auf als Plantagen oder industriell genutzte Wälder. „Maintaining old-growth, primary and close-to-nature secondary forest areas is at the heart of both biodiversity conservation and climate change mitigation”, so der WWF.

Der knapp 160-Seiten umfassende Bericht lässt sich zu einem Fazit zusammenfassen: Um den Druck auf unsere Wälder zu reduzieren, dürfen Industriestaaten nicht weiter die Nutzung der Wälder an ihre Bedürfnisse anpassen, sondern umgekehrt ihre Bedürfnisse an die natürliche Kapazität globaler Wälder. Eine nachhaltige Nutzung globaler Waldflächen, aber auch die Konservierung von Waldflächen zur Erfüllung aller Ökosystemdienstleistungen, sind notwendige Maßnahmen.

Wälder und der Welterschöpfungstag

Der Welterschöpfungstag erinnert uns jedes Jahr wieder daran, dass wir weit über unsere Verhältnisse leben. Das betrifft nicht nur die Entnahme und Verarbeitung von Holz, sondern im Grunde jeden Lebensbereich unserer westlichen Welt. Nachhaltiges Ressourcenmanagement kann nur dann funktionieren, wenn wir gleichzeitig unseren Bedarf reduzieren. Das ist kein Business-as-usual, denn es verlangt von uns, Konsum und Produktion neu zu erfinden, anstatt einzelne Komponenten auszutauschen. Unsere Wälder und die Entnahme von Holzrohstoffen sind dafür nicht nur ein gutes Beispiel – sie werden in Zukunft auch darüber entscheiden, wie resilient wir hinsichtlich der Klimakrise und ihren Auswirkungen auf Mensch und Umwelt sein werden.

Mehr Informationen auch auf https://www.footprint.at/2022/07/27/overshoot-day-2022/.

Beitrag von Olivia Leth, 28. Juli 2022.

Quellen

1. BMK (o.D.): Trends der globalen Ressourcennutzung – UN Report. Unter: https://www.bmk.gv.at. URL: https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/nachhaltigkeit/ressourceneffizienz/un_report.html (zul. aufgerufen: 27.07.2022)

2. World Meteorological Organization (WMO) (31.08.2021): Weather-related disasters increase over past 50 years, causing more damage but fewer deaths. Unter: https://www.public.wmo.int, URL: https://public.wmo.int/en/media/press-release/weather-related-disasters-increase-over-past-50-years-causing-more-damage-fewer (zul. aufgerufen: 27.07.2022)

3. Statistia Research Department (07.09.2021): CO2-Emissionen weltweit in den Jahren 1960 bis 2019. Unter: www.statista.com, URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/37187/umfrage/der-weltweite-co2-ausstoss-seit-1751/ (zul. aufgerufen: 27.07.2022)

4. Global Carbon Budget – Global Carbon Project (2020): Annual production-based emissions of carbon dioxide (CO2), measured in tonnes. Unter: https://www.ourworldindata.org. URL: https://ourworldindata.org/co2-emissions (zul. aufgerufen: 27.07.2022)

5. United Nations (UN) (06.05.2019): UN-Report: Nature’s Dangerous Decline ‘Unprecedented’; Species Extinction Rates ‘Accelerating’. Unter: https://www.un.org, URL: https://www.un.org/sustainabledevelopment/blog/2019/05/nature-decline-unprecedented-report/ (zul. aufgerufen: 27.07.2022)

6. Beck-O’Brien, M. et al. (2022): Everything from Wood. The Resource of the future or the next crisis? WWF Germany, Reinhardstraße 18, D-10117 Berlin. S. 5-10

7. Statista Research Department (21.02.2022): Waldfläche und Waldzustand weltweit. Unter: www.statista.com. URL: https://de.statista.com/themen/7066/waelder/#topicHeader__wrapper

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