SDG Watch Austria: Gemeinsam für ein gutes Leben für alle – in Österreich und überall

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(cooppa, Christian Hinterberger, 06.06.2018) Ende September 2015 verabschiedeten die 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen eine Resolution zur „Transformation unserer Welt“. Die darin enthaltenen 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung – oder „Sustainable Development Goals“, kurz SDGs – sowie die 169 genaueren Unterziele umfassen wohl so ziemlich alles, was die Welt heute bewegt: von Armut und Hunger über Ungleichheit und Frieden bis hin zu Klimawandel und Umwelt. Seit September 2017 setzen sich dutzende zivilgesellschaftliche Organisationen in Österreich dafür ein, diese ambitionierte „Agenda 2030“ auch hierzulande politisch ernst zu nehmen.

SDG Watch Austria – so divers wie die SDGs selbst

Zwei Jahre nachdem die SDGs in New York offiziell von der UN-Generalversammlung als der höchsten politischen Ebene der weltweiten Staatengemeinschaft beschlossen wurde, gründeten über 80 zivilgesellschaftliche Organisationen die Plattform SDG Watch Austria, um sich gemeinsam für die Verwirklichung der Agenda 2030 und der SDGs einzusetzen. Inzwischen kommen in SDG Watch Austria schon über 130 zivilgesellschaftliche Mitgliedsorganisationen zusammen, die so divers sind wie die SDGs selbst: große und bekannte Organisationen wie das Österreichische Rote Kreuz, GLOBAL 2000 oder UNICEF Österreich sind ebenso Mitglieder wie etwa der Verein Frauen*solidarität, das Reparaturnetzwerk RepaNet, oder die Finance and Trade Watch und viele mehr. Die unmittelbaren Anliegen der einzelnen NGOs umfassen verschiedene soziale Aspekte, Entwicklungszusammenarbeit, Nachhaltigkeit und Umwelt, Korruptionsbekämpfung bis hin zu Wissenschaft und Forschung. Der Schirm der SDGs und der Plattform SDG Watch Austria bietet ihnen die Chance, gemeinsam aufzutreten, zu kommunizieren, zu informieren und vor allem Aktivitäten voranzutreiben.

Herbst 2017 in der Wiener Innenstadt: SDG Watch Austria goes public (© Nina Oberleitner / ÖKOBÜRO)

In diesem Sinne forderte SDG Watch Austria nach der ersten Plattformvollversammlung Ende Mai 2018 Bundeskanzler Sebastian Kurz auf, die Umsetzung der SDGs zur „Chefsache“ zu machen. Das Bekenntnis zur Agenda 2030 im Regierungsprogramm sei zu wenig; konkrete und ambitionierte Schritte in diesem Bereich fehlten. Während man in Deutschland eine Nachhaltigkeitsstrategie auf Basis der SDGs unter Federführung des Bundeskanzleramts beschlossen habe, passiere in Österreich noch zu wenig. „Die deutsche Bundeskanzlerin hat ganz klar die Verantwortung übernommen und entsprechende Strukturen geschaffen. In Österreich gibt es trotz des Bekenntnisses im Regierungsprogramm keine erkennbaren Schritte zu einer wirksamen Umsetzung“, meint Thomas Alge, Geschäftsführer von ÖKOBÜRO – Allianz der Umweltbewegung und Mitglied der Steuerungsgruppe von SDG Watch Austria. Er bemängelt außerdem den Stillstand der österreichischen Nachhaltigkeitspolitik und einer sachlichen Debatte, wie Österreich im Sinne der Nachhaltigkeit weiterentwickelt wird. SDG Watch biete die Möglichkeit, dieses Thema in Österreich zu beleben.

Österreich, Europa und die Welt

Gleichzeitig streicht man aber auch das größere Bild heraus. „Österreich könnte aufgrund seiner guten Ausgangslage Vorreiter bei der Umsetzung der Agenda 2030 werden. Nicht zuletzt im Zuge der unmittelbar bevorstehenden EU-Ratspräsidentschaft bietet sich eine ideale Gelegenheit dazu“, ergänzt Bernhard Zlanabitnig, Leiter des EU-Umweltbüros und ebenfalls Steuerungsgruppenmitglied. Europäische Beispiele in Finnland, Wales und Deutschland zeigten, was mit echter nationalstaatlicher Unterstützung möglich wäre. SDG Watch Austria ist auf europäischer Ebene auch Mitglied bei SDG Watch Europe, Aktivitäten von SDG Watch Austria sind außerdem Teil des EU-Projekts Make Europe Sustainable For All

Noch größer gedacht, verfolge man mit den SDGs „ein gutes Leben für alle“ bemerkt Annelies Vilim, Geschäftsführerin des Dachverbands AG Globale Verantwortung mit 35 Mitgliedsorganisationen aus den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe und Steuerungsgruppenmitglied von SDG Watch Austria. „Mit ihren 17 Zielen will die Agenda 2030 die Zukunftsaussichten und Lebensperspektiven aller Menschen überall verbessern. Eine übergeordnete Strategie zur Erreichung der SDGs in Österreich fehlt leider noch.“ Wenn das Thema Chefsache würde, könnte Österreich mehr dazu beitragen, ein gutes Leben für alle zu ermöglichen.

Die erste Plattformvollversammlung fand im Mai 2018 statt. (Foto: © ÖKOBÜRO)
Aktivitäten noch in diesem Jahr

„Die Zeit drängt. Ein partizipativer und strukturierter Prozess könnte notwendige Kräfte mobilisieren, um einen transparenten und qualitätsvollen Umsetzungsprozess aufzusetzen. Es gibt viele fachlich versierte Stakeholder, die sich für die SGDs engagieren und die Regierung inhaltlich unterstützen würden“, so Anja Appel, Geschäftsführerin der KOO, der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission, die das Viergespann der Steuerungsgruppe von SDG Watch komplettiert.

Dementsprechend zählt ÖKOBÜRO-Geschäftsführer Thomas Alge einige geplante Veranstaltungen und Tätigkeiten noch in diesem Jahr auf: zunächst werde das „High-Level Political Forum on Sustainable Development“ der UNO – bei dem es auch zentral um die Umsetzung und Stärkung der SDGs geht – in den nächsten Wochen Thema sein. Im November soll darüber hinaus ein großes SDG-Forum stattfinden, das dann jährlich den Stand der SDG-Umsetzung in Österreich auch mit hochrangiger politischer Vertretung diskutieren wird. Außerdem soll im Herbst ein Event mit der Arbeiterkammer die Themen Umwelt und Arbeit im Kontext der SDGs beleuchten.

Links:

Beitragsbild: Plattformvollversammlung Mai 2018 (Evelyn Knoll (c) ÖKOBÜRO)

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