Österreich 2030? Die SDGs als Zukunftschance

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(cooppaFritz Hinterberger, 20.02.2018) Die Veranstaltung „Österreich 2030? Die SDGs als Zukunftschance“ lockte Mitte Februar rund 200 Interessierte aus Universitäten, Unternehmen, Ministerien, Interessenvertretungen und Zivilgesellschaft ins Wiener Albert Schweitzer Haus, einem Veranstaltungsort mit Geschichte, in dem schon vor über 30 Jahren der zivilgesellschaftliche Diskurs gepflegt wurde. Die Chancen, die in der Umsetzung der UN Nachhaltgkeitsziele (SDGs) liegen, können nur genutzt werden, wenn die Politik den richtigen Rahmen setzt, sagte dazu Gastgeber Thomas Alge, Geschäftsführer von ÖKOBÜRO – Allianz der Umweltbewegung und Mitbegründer der SDG Watch Austria. Österreich könnte sich dabei die Strukturen europäischer Nachbarstaaten wie Deutschland zum Vorbild nehmen, wurde von mehreren TeilnehmerInnen an der hochrangigen Podiumsdiskussion betont. Dort führt Kanzlerin Merkel selbst den SDG-Umsetzungsprozess, Staatssekretäre aus allen Ministerien unterstützen sie dabei und ein Sachverständigenrat aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft berät die Regierung und beobachtet die Fortschritte. „Es ist auch für Österreich wesentlich, dass die Umsetzung der SDGs auch in Österreich zur Chefsache wird, und dass Strategien und Strukturen zu deren Umsetzung entwickelt werden“, so Alge.

Der Generalsekretär des Ministeriums für Nachhaltigkeit Josef Plank betrachtet die SDGs ebenfalls als Zukunftschance, schüttete dann aber gleich „ganz offen“ eine ordentliche Portion Wasser in den Wein der zivilgesellschaftlichen Forderungen: „wir kämpfen gegenwärtig um ganz andrere Dinge” und nennt die organisationelle Neuaufstellung diverser Ministerien und das Budget für die nächsten zwei Jahre sowie die Vorbereitung auf die österreichische EU-Ratspräsidentschaft. Werner Kerschbaum, Generalsekretär des Roten Kreuzes, bezeichnete es dagegen als komplett unverständlich, dass in den beinahe drei Jahren seit Beschluss der SDGs die österreichische Zivilgesellschaft noch nicht zu einem Dialog am Round Table eingeladen worden ist. Das Rote Kreuz, so Kerschbaum, „sehne sich“ nach so einer Einladung durch Bundeskanzler Kurz, der seinerseits bereits im September bestätigt hat, dass es für die SDG-Umsetzung die aktive Zusammenarbeit mit Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft benötige.

Foto vom Panel Credit: Elisabeth Pollak (c) ÖKOBÜRO
Fotocredit: Elisabeth Pollak (c) ÖKOBÜRO

„Wir wollen Action hören“, pflichtete dem Fred Luks, Leiter des Kompetenzzentrums für Nachhaltigkeit an der Wirtschaftsuniversität Wien bei. Die Politik sei dabei auch nicht allein. Österreich habe eine sehr engagierte Zivilgesellschaft und es gebe ausgezeichnete Hochschulen, die zu den Nachhaltigkeitszielen forschen: „Die Regierung braucht nur die Hand auszustrecken und hat gleich die richtigen Partner“, so Luks. Zu seinen Forderungen gehörten eine Gap-Analyse (was fehlt, wo gibt es Handlungsbedarf?) sowie ein integratives Herangehen anstatt „end of the pipe“, also Problembehandlung im Nachhinein. Das wäre schon beim Umweltschutz gescheitert. Zukunft gestalten statt Vergangenheit verwalten, gesellschaftlichen Wandel gestalten, statt erleiden, change by design statt by disaster, so seine Forderungen.
Monika Langthaler, Geschäftsführerin der Unternehmungsberatung brainbows, bestätigte, dass moderne Unternehmen die Chancen der SDGs erkennen würden, weil solche Prozesse immer einen enormen Innovationsschub brächten. ÖVP-Umweltsprecher Johannes Schmuckenschlager und Petra Bayr, SPÖ-Sprecherin für globale Entwicklung, waren sich einig, dass das Parlament eine aktive Rolle bei der SDG-Umsetzung spielen solle, die Führung müsse aber die Regierung übernehmen.

Weitere Informationen sind auf der SDG-WATCH Austria Website zu finden.

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