Künstlerinnen für die Nachhaltigkeit

Beitrag teilen

(cooppa, 11.07.2019, Fritz Hinterberger & Ulrike Payerhofer) Im Projekt UniNEtZ haben sich Wissenschaftler_innen, Künstler_innen und Studierende aus 18 Partnerinstitutionen in Österreich zusammengeschlossen, um Optionen darzustellen, wie die UN Sustainable Development Goals (SDGs) umgesetzt werden können. Im Zeitraum 2019-2021 wird dafür an einem Optionenbericht gearbeitet, der die Bundesregierung in der Umsetzung der SDGs unterstützen soll. Genauso wie die SDGs in vielfacher Weise miteinander verbunden sind und nur auf inter- und transdisziplinäre Weise umgesetzt werden können, repräsentiert UniNEtZ ein breites Spektrum an Expertise aus Sozialwissenschaften, Naturwissenschaften, Technik, Kunst und Musik. Dadurch ergeben sich zahlreiche Synergieeffekte, wie die Verankerung von Nachhaltigkeit in Lehre und Forschung und eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Universitäten und darüber hinaus.

Vom 25. bis 28. Juli feierte eine dieser Institutionen, die Universität für Angewandte Kunst, den Jahresabschluss des Studienjahres 2018/19 mit einem großen Festival. Fast alle Gebäude und Räume der Angewandten wurden mit einer Leistungsschau von Lehrenden und Studierenden bespielt, der Oskar-Kokoschka-Platz vor dem Haupteingang eine ganze Woche für den Verkehr gesperrt und das UniNEtZ-Team der Angewandten verlegte sein Büro in den Innenhof, um mit den Besuchern über das Projekt und die Anlegen der globalen Nachhaltigkeitsziele ins Gespräch zu kommen. Das Angewandte Festival öffnet die Institution und will gesellschaftspolitische Themen sowie künstlerische Positionen in und mit der Öffentlichkeit verhandeln. In den teils neuen Räumlichkeiten der Angewandten präsentierten sich die Abteilungen und wurden zur Bühne für multidisziplinäre Beiträge, die zur aktiven Teilnahme und Auseinandersetzung anregen sollen.

Studierende des Studiengangs Cross Disciplinary Strategies (CDS) – Applied Studies in Art, Science, Philosophy, and Global Challenges führten geladene Gäste aus der Zivilgesellschaft und Wissenschaft gemeinsam mit KollegInnen des UniNEtZ-Teams aus ganz Österreich zu Stationen, die sich besonders mit Nachhaltigkeits-releanten Themen auseinander setzten. Das folgende Video zeigt Impressionen dieser “Tour de Force“ des UniNEtZ-Projekts:

 

“Im Rahmen des Angewandte Festival 2019, wollen Cross-Disciplinary Strategies-Studierende die Vernetzung innerhalb und zwischen Angewandter und UniNEtZ stärken. Damit soll ein Raum geschaffen werden, der zum Austausch von Kommunikation und Wissen beiträgt und verschiedene künstlerische Ansätze offenbart“, sagte Christine Böhler, die Leiterin des Studiengangs.

Eine CNC-gesteuerte Sämaschine maß zum Beispiel den CO2-Gehalt der Luft. Je mehr CO2, desto mehr Saat (Kresse) wird ausgebracht. Nach einigen Tagen entstand so ein lebendes Diagramm, das die Substanz, die es vermessen hat, konsumiert. Zum Schluss konnte das Diagramm, das sich direkt von den Treibhausgasen herleitet, verspeist – und auf diese Weise der Kohlenstoffzyklus erneut gestartet werden.

Das UniNEtZ-Team besichtigt die CO2-gesteuerte Sämaschine.
Das UniNEtZ-Team besichtigt die CO2-gesteuerte Sämaschine.

Mit der “Palestra Popolare – dalla Borgata per la Borgata“, einer Box-Arena in Quarticciolo, einem Viertel inmitten der europäischen Metropole, auf dessen Kapitol 1957 die europäischen Verträge unterzeichnet wurden und heute Menschen leben, die von der Gesellschaft einfach vergessen wurden, schufen die Politikwissenschaftler rund um Emanuele Agati eine Arena des Sozialen, eine Arena des Politischen. Im Rahmen einer Studienreise der Lehrveranstaltung „Europäerinnen und Europäer“ führte Emanuele Agati Studierende der Angewandten im April durch Quarticciolo. Vertreter der Palestra Popolare und der Sportschule von Quarticciolo, kamen als Gäste zum Angewandte Festival, um ihren Beitrag als Boxer, als eine Geste des Widerstands und des Kampfes um Teilhabe an der Gesellschaft, Teil des Festivals werden zu lassen.

Das Social Design Studio organisierte ein offenes Ping-Pong-Turnier unter dem Titel „Spielfeld“ – wobei ein erster Blick schon zeigte: diese Spielfelder bilden eine Herausforderung – so wie der Grenzzaun, der an der gleichnamigen steirischen Gemeinde zumindest geplant war.

Die Installation "Spielfeld", zwei Ping-Pong-Felder mit Schranke bzw. Mauer statt Netz.
Die Installation “Spielfeld”, zwei Ping-Pong-Felder mit Schranke bzw. Mauer statt Netz.

Das sind nur drei Beispiele von Interventionen, Installationen, Ausstellungen, Performances, Konzerten, Workshops, Touren und Screenings, die zeigen, wie die Angewandte nicht nur die Vielfalt an Studienfächern, sondern die künstlerische und wissenschaftliche Praxis und deren Prozesse sowie die disziplinen-übergreifende Herangehensweise anlegt. Gefühlt die Hälfte aller Präsentationen hatten irgendwie mit Nachhaltigkeit zu tun und zeigten den Anspruch des Festivals, die Verschränkung und Interaktion von Theorie und Praxis, Bildender Kunst und Design, Forschung und Wissenschaft zu veranschaulichen, auf Problemfelder aktueller Phänomene der Gesellschaft hinzuweisen und neue Felder von Wissensproduktion zu erproben.

Weiterhin zu besuchen ist die Ausstellung „Change Was Our Only Chance“, in welcher KünstlerInnenkollektiv Time’s Up eine begehbare Küstenstadt im Jahr 2047 erschaffen hat.

Gemeinsames Essen und Sinnieren beim Angewandte Festival 2019

Unter dem Motto „Vorkauen, Durchkauen, kollektives Verdauen“ baten die Studierenden des CDS anschließend nicht nur zu Tisch, sondern auch zum Nachdenken und Diskutieren – in einen Raum zwischen alltäglichen Absurditäten und möglichen Lösungen.

Links:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert