Die Zukünfte der Arbeit und der Welt

Beitrag teilen
Der Report „State of the Future“ ist in seiner 19. Ausgabe erschienen und fokussiert auf die Zukunft der Arbeit und größere und perspektivische Zusammenhänge

(cooppa, Heiner Benking, 01.06.2018) Herausforderungen wie die große Klimakrise zwingen uns, die Welt immer mehr in ihrer wahren Komplexität wahrzunehmen. Einzelne Denker oder Disziplinen reichen dazu nicht mehr aus, weshalb sich immer mehr Wissenschaftler über Netzwerke zu großen Think Tanks zusammenschließen.

Ein solcher Think Tank für Zukunftsfragen ist das Millennium Project, das über ein Netzwerk von mehr als 63 Länder”knoten” verschaltet ist. Inhaltlich beschäftigt es sich mit den großen Zukunftsfragen der Menschheit. Dazu werden über ein breites Spektrum an Foresight-Methoden orientierende Berichte für Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft erarbeitet. Der aktuelle „State of the Future“-Report ist im Dezember 2017 in der 19. Ausgabe erschienen und ist als Report 19.1 (mit Illustrationen) ab sofort für rund 30 Euro in PDF-Form online verfügbar.

Hauptkapitel im Report sind:

  • Globale Herausforderungen (siehe Infografik)
  • Entwicklungsindex zu globalen Herausforderungen
  • Nutzung emergenter Technologien für einen vorausschauenden Umgang mit terroristischen Aktivitäten und für die Entwicklung von Gegenstrategie
  • Zukunft der Arbeit und Technologie 2050 – globale Szenarien und Strategien
15 Globale Herausforderungen (Infografik: Millennium Project)
Die kontinuierliche Verfolgung von 15 Globalen Herausforderungen an die Menschheit

Im jährlichen Millennium Report werden unter anderem seit den Neunzigern 15 Herausforderungen an die Menschheit aktualisiert, die in der neuen Ausgabe erstmalig durch Infografiken ergänzt wurden. Bei den Themen wird man gleich an die 17 Globalen Nachhaltigkeitsziele (SDG) der UN von 2015 erinnert. Im Unterschied dazu liegt dem „State of the Future“-Report eine langjährige, interaktive und kollektive Sammlung und Weiterentwicklung zugrunde. Die Daten, Zusammenhänge, Wirkungen und Trends werden in einem Global Futures Studie “Global Futures Intelligence System “(GFIS) zusammengestellt und von den Teilnehmern gemeinsam erörtert und abgewogen, so dass im Endeffekt eine erstaunliche Informationsbreite erreicht wird.

Future Work and Technology 2050 – Zukünftige Arbeitswelten

Es werden auch drei globale Szenarien zum Komplex „Arbeit“ im Horizont der nächsten 30 Jahre beschrieben. Für die Entwicklung von Arbeit und deren gesellschaftlicher Bedeutung werden diverse Faktoren berücksichtigt. Dazu zählen das Bedingungslose Grundeinkommen, Beschäftigungsverhältnisse, Automatisierungsprozesse, politische Grundordnungen & Konflikte, Lebens- und Gesundheitserwartung, Wirtschafts- und Finanzsysteme, Bildung, Biotechnologie, Migration, künstliche Intelligenz, Robotik sowie Virtuelle Realität (VR).

Dabei werden Zukünfte mit unterschiedlichen Entwicklungen dieser Themen und massiven Veränderungen zur Gegenwart aufgezeigt. Die komplexen Szenarien beziehen vor allem politische, ökonomische und technologische Entwicklungen mit ein.

Hier nur einige der in der Studie aufgezeigten mögliche Entwicklungen:

  • lokale Produktion durch 3D/4D-Printing verringert globalen Handel,
  • intelligente Datenbanken & virtuelle Trainings für neue Berufe,
  • stark erhöhte Arbeitslosigkeit,
  • solidarische Einkommens- & Versorgungssysteme,
  • selbstständige & intelligente Spezies im Cyberspace,
  • Kooperation vs. Agitation zwischen Menschen & Maschinen,
  • stark modifizierte bzw. neue politische Systeme,
  • sinnsuchende Gesellschaften mit Solidaritäts- statt Wachstumslogik

Eine Art Übersetzung zum Thema Zukunft der Arbeit bietet der Text „2050: Zukunft der Arbeit“ durch Cornelia Daheim (Future Impacts & Chair German Node of Millennium Project) und Ole Wintermann (Bertelsmann). Cornelia Daheim ist die Vertreterin des deutschen Netzwerkknotens im Millennium-Netzwerk.

Passenderweise liefert der Report Hintergründe, Alternativen, Herausforderungen und Wagnisse zum gerade in Deutschland gestarteten Wissenschaftsjahr 2018 „Arbeitswelten der Zukunft“

Wer integriert die Integratoren, Herausforderungen und Ziele?

Als ein Manko des Reports kann die fehlende interne Vernetzung der 15 Challenges (Herausforderungen) und die Definition eines übergeordneten Ziels angesehen werden. Vielleicht kann aber dieses notwendige „SuperGoal“ in den 17 SDGs der Vereinten Nationen identifiziert werden. Diesen geht es nämlich nicht nur um die „Unterstützung von Partnerschaften“, sondern auch um die Verbesserung und Förderungen von Mitteln und Methoden. Was für ein Mandat: Wege zu finden, um durch eine Verknüpfung der Ziele an die tiefen Treiber der Veränderung nachhaltige Lösungen zu finden, die quer durch die Sektoren, Dimensionen und Kulturen gehen. Margaret Mead stellte einmal die Frage: „Who integrates the integrators?“. Sicherlich kann dies nicht allein das Millennium Project leisten, aber es liefert dafür eine Basis.

Klima – als ein Aspekt der Millennium Project-Reports könnte auch als Rahmen und Ergänzung des neuen „Drawdown“ Buches von Paul Hawken gesehen werden. Ein Werk das ebenfalls kollaborativ mit vielen verschiedenen Partnern entstanden ist. Drawdown macht 100 Vorschläge, wie Gesellschaften die Dynamik und Rasanz der Erderwärmung pragmatisch, konstruktiv, konzertiert und ganzheitlich angehen können. Die Vorschläge sind gewichtet und mit konkreten Zahlen hinterlegt, um zu zeigen, wo man am besten und wirkungsvollsten anfangen kann, die Klimakrise zu bewältigen. Wer hätte gedacht, welche stark positiven Auswirkungen auf das Klima zum Beispiel die Ausbildung von Frauen und Mädchen hat.

In der Summe ist der Millennium Report „State of the Future“ der Jahresbericht eines Think&Do-Tanks. Als Standardwerk nicht nur für Experten liefert er eine breite Basis von Informationen und Einschätzungen, die von Laien und Fachleuten gleichermaßen genutzt und weiter geteilt werden können. „Collectively“, “Collaboratively” und “Co-creative” wie es so schön auf Neudeutsch heißt…

Zum Autor
Heiner Benking
Council on Global Issues, Toronto  –  Institut für Nachhaltigkeit in Bildung, Arbeit und Kultur, Berlin –  Positive Nett-Works, Makers4Humanity, Hannover

Links:

Beitragsbild: State of the Future 19.0/Millennium Project; 2050: Die Zukunft der Arbeit/Bertelsmann Stiftung, future impacts, Millennium Project; Wissenschaftsjahr 2018: Arbeitswelten der Zukunft/BMBF (Montage: Benking/Hinterberger)

3 Gedanken zu „Die Zukünfte der Arbeit und der Welt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert