Die Ressoucen sind erschöpft – die Aktivist*innen noch nicht!

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(cooppa, 08.09.2020, Fritz Hinterberger) Am Samstag, dem 22. August 2020, war es wieder einmal soweit: Welterschöpfungstag oder Earth Overshoot Day. Die Menge an Ressoucen, die unser Planet im gesamten Jahr re-generieren kann, war aufgebraucht. Wieder einmal hat die Menschheit das Konto überzogen. Alles was wir nach diesem Tag verbrauchen, geht zu Lasten der nächsten Generationen und schädigt natürliche Systeme der Erde. Aber wen juckt’s?

Insgesamt bietet die Erde etwa 12 Milliarden Hektar bioproduktiver Fläche. Dividiert man das durch die Anzahl der Erdbewohner*innen, kommt man auf 1,6 Hektar, die jedem Menschen zur Verfügung steht. Der/die durchschnittliche Österreicher*in beansprucht aber schon fast das vierfache. Würden alle Erdenbürger*innen auf ähnlich großem Fuß leben wie wir in Österreich, wären über drei Planeten nötig – der für 2020 berechnete Overshoot Day für Österreich war der 08. April.

Immerhin widmeten die österreichischen Medien an diesem Tag dem Sachverhalt wieder breiten Raum – auch weil der Welterschöpfungstag sich aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie im Vergleich zum Vorjahr drei Wochen später verschoben hat. „Erstmals seit 50 Jahren hat sich dieser Tag in die richtige Richtung, also gegen Jahresende hin, verschoben. Grund zur Freude ist das trotzdem keiner. Denn von einer langfristigen Erholung des Planeten kann keine Rede sein“, warnt Michael Schwingshackl von der Plattform Footprint gemeinsam mit den Umweltschutzorganisationen Greenpeace, WWF Österreich und GLOBAL 2000.

Und in der Wiener Mariahilfer Straße fanden sich  Aktivist*innen rund um die Organisation Extinction Rebellion zu einem Flashmob zusammen, für den sie – wie schon bei anderen Anlässen – ihr Lied „Nach dieser Erde“ und auch die alte Widerstandshymne „We shall overcome“ auf den aktuellen Anlass umgetextet haben „We shall overcome right now!“

Benjamin Dorn rief dabei in einer kurzen Rede auch zum Earth Strike am 25.9. und zur darauf folgenden Rebellionswelle auf.

„Alles was wir ab dem Welterschöpfungstag verbrauchen, geht auf Kosten der nächsten Generationen und schädigt die natürlichen Systeme der Erde“, sagt Wolfgang Pekny von der Plattform Footprint und Mitinitiator des #Lebensmanifests. Und wenn man bedenkt, dass auch in den vergangenen Jahren immer mehr als ein Drittel der verbrauchen Ressourcen nicht gedeckt waren, übersteigen die Schulden, die die Menschheit bei „Mutter Erde“ angesammelt hat, das Jahreseinkommen an Ressourcen, das unsere Erde produziert um ein Mehrfaches.

Die Dringlichkeit zur Veränderung auf allen Linien ist heuer besonders deutlich. Pekny weist darauf hin, dass durch den globalen Ausnahmezustand mit COVID-19 „eine große Anzahl an Menschen erkannt hat, dass die persönliche Freiheit, eigensinnig zu agieren, dort enden muss, wo es die Gesundheit und das Leben anderer Mitmenschen gefährdet.“

Um die Auswirkungen der Pandemie auf den ökologischen Fußabdruck und die Biokapazität zu bestimmen, analysierte das Global Footprint Network um Mathis Wackernagel heuer nur den Zeitraum vom 1. Jänner bis zum Overshoot Day. Dabei konnten bereits international vorliegende Daten der COVID-19 Auswirkungen bis Mai in die Berechnung eingehen und hochgerechnet werden. Zugleich wurde darauf verzichtet, über den weiteren Verlauf der COVID-19 Krise im Jahr 2020 zu spekulieren. Die tatsächliche Reduktion des Footprints wird erst im Nachhinein zu ermitteln sein und hängt stark von den weltweiten Maßnahmen in Reaktion auf den Verlauf der Pandemie ab, so Pekny.

Dabei hätte er sich einige Arbeit sparen können. Seit beinah‘ 20 Jahren verfasst er jährlich seine Pressetexte. Er hätte auch – sagt er – einen beliebigen von 2007, 2012 oder 2017 nehmen können. Sie sind aktuell wie eh und je. Aber: er wird es auch nächstes Jahr wieder tun!

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