„Das Kongo Tribunal“ – ein nachhaltiges Film-Projekt im Dienst von Wahrheit und Gerechtigkeit
(cooppa, Ilse Kleinschuster, 12.04.2018) Eingeladen zu diesem Filmabend plus Pressekonferenz hat der neue Genossenschaftsrevisionsverband Rückenwind, Heini Staudinger (GEA-Waldviertler) begrüßte die zahlreich erschienen Gäste. Es sei ihm sehr wichtig auf diese schrecklichen, jahrelang andauernden Konflikte und ungesühnten Menschenrechtverletzungen in der demokratischen Republik Kongo hinzuweisen, weil ihn mit diesem Land und seinen gastfreundlichen Menschen wunderbare Erinnerungen verbinden.
Eine unglaubliche Leistung
Für diese erste Folge „Kongo Tribunal“ (2015/2017, geplant sind noch weitere Folgen) ist es dem Filmteam gelungen Opfer, Täter, Zeugen und Analysten des Kongolesischen Bürgerkriegs, dazu noch Regierungsangehörige und Angehörige der Opposition, des Militärs und der Rebellenorganisation, von internationalen Minenkonzernen und lokalen Bergbau-Unternehmen, Mitglieder aus der lokalen Bauernschaft zu einem einzigartigen, zivilen Tribunal im Ost-Kongo (1.Tribunal in Bukavu) zu versammeln – eine unglaubliche Leistung! Der Erfolg dieser symbolischen Anhörungen sollte nicht ausbleiben, wurde doch zum ersten Mal nach zwanzig Jahren ein geschützter öffentlicher Raum geschaffen, in dem die Opfer von Enteignung, Verjagung, von Vergewaltigung und Mord ihre Anliegen und Anschuldigungen vorbringen konnten, so dass diese von regionalen und nationalen Regierungen (s. Tribunal in Berlin) – ebenso wie von der lokalen und internationalen Öffentlichkeit gehört werden können.
Beim Konflikt im Ostkongo, der bereits sechs Millionen Menschen das Leben gekostet hat, geht es nicht nur um einen Kampf um die dortigen Rohstoffe, sondern um einen zentralen Konflikt der Globalisierung. Dies hat der Film anhand zweier Tribunale (einem vor Ort und einem in Berlin) gut vermitteln können. Milo Rau, der bekannte Theaterregisseur ist schon für seine zwei Aufsehen erregenden Projekte bekannt (Diktator Ceausescu und Terrorist Anders Breivik). Als Filmregisseur hat er beim Filmfestival in Locarno nun auch mit dem aufwendig gestalteten, ambitioniertem Kunstprojekt „Das Kongo Tribunal“ Aufsehen erregt. Es ist zu hoffen, dass dieser Film die stark vernachlässigte, internationale Aufmerksamkeit gegenüber dem jahrzehntelangen Krieg im Kosovo wecken wird, einem Krieg, der wohl fälschlicherweise als Bürgerkrieg bezeichnet wird. Gründe und Hintergründe werden anhand der beiden Schauprozesse (Bukavu und Berlin) aufgezeigt. Wenn es auch vielen Zuschauern nicht leichtfallen mag, die Zusammenhänge richtig zu interpretieren, so sollte es doch als eine große moralische Herausforderung gesehen werden, sich im Kontext der „Erklärung der Menschenrechte“ damit näher auseinanderzusetzen. Bei mir hat der Film jedenfalls einen tiefen Eindruck hinterlassen – und die leichte Hoffnung, dass dadurch in der westlichen Gesellschaft endlich mehr Verständnis für die neokolonialen Prozesse – nicht nur im Kongo! – geweckt wird und so post-koloniale Bewegungen (auch bei uns!) gestärkt werden.
Die Frage, die sich aufdrängt, inwieweit dieser Erfolg nachhaltig sein kann, muss im Kontext einer neu aufflammenden Friedensbewegung gestellt werden. Erst wenn mehr Menschen wie Heini Staudinger sich stark machen, kann etwas wirklich, wirklich bewegt werden. „Wir“ – die globale Gesellschaft ist gefragt – nur sie kann Druck machen. Und starken Druck wird es brauchen, damit die Vereinten Nationen wieder gestärkt und damit internationale Firmen nicht mehr Einfluss üben können auf politische Vorgänge, die Regierungen schwächen und lokale Bevölkerungen machtlos machen.
Nach der ausverkauften Veranstaltung im Wiener Filmcasino gibt es es am Samstag, den 14. April, sowie am Dienstag den 24. April zwei Zusatzvorstellungen von DAS KONGO TRIBUNAL im neuen Filmhaus am Spittelberg. Bei der Vorstellung am 24.4. werden Heini Staudinger, der kongolesisch-holländische Autor und Aktivist Emmanuel Mbolela, sowie Alexander Behr, der Emmanuel’s Buch „Mein Weg vom Kongo nach Europa“ übersetzt hat, zur Diskussion antreten. Mehr dazu auf brennstoff.com