Sonne + Freiheit verbindet – 12. Anerkennungspreis für BrückenbauerInnen zwischen Tschechien und Österreich
(cooppa, 11.05.2020, Renate Brandner-Weiß) Rund um den 30. Jahrestag zum Fall des Eisernen Vorhangs würdigte der österreichisch-tschechische Verein „Gemeinsam für Sonne und Freiheit“ mit seinem Anerkennungspreis im November 2019 wieder vier Menschen aus Tschechien und Österreich für ihr die Staatsgrenzen überbrückendes Engagement. Bereits zum 12. Mal konnte der österreichisch-tschechische Verein seinen schon traditionellen Anerkennungspreis vergeben. Dieser Anerkennungspreis soll die so Ausgezeichneten und weitere Interessierte auch über die Landesgrenzen hinweg zusammenbringen und das Ergebnis ihres gemeinsamen Engagements so stärken.
Ausgezeichnet wurden 2019 vier besonders engagierte Persönlichkeiten aus zwei unterschiedlichen Welten, die aber alle auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik geboren wurden. Mathilde Halla und Fritz Witzany wurden noch in den Jahren des Zweiten Weltkriegs geboren, in Hohenfurth/Vyšší Brod einerseits bzw. der Gemeinde Meinetschlag/Malonty andererseits. Auch ihrem Engagement ist es zu danken, dass Österreich der Atomstrom-Irrweg erspart blieb. Ausgezeichnet wurden auch Michaela und Josef Šupler/ová, die mit dem Verein Novohradská renesance (www.novohradska-renesance.cz) oder mit dem von ihnen betriebenen Museum in Kamenná/Sacherles, das die Zwangsaussiedelungen insbesondere nach dem 2. Weltkrieg auch für tschechisches Publikum erstmals gut dargestellt verständlich macht.
Der diesjährige Sonne+Freiheit – Anerkennungspreis besteht aus Aktien der Windkraftfirmen WEB und Windkraft Simonsfeld AG und aus Sachpreisen im Gesamtwert von etwa 1500 € und soll für die unbezahlbare Arbeit der Ausgezeichneten zumindest ein kleiner Dank sein. Die Finanzierung des Preises erfolgt vor allem durch Erträge von Sprachkursen in Budweis und in Tschechiens erster Klimabündnisgemeinde Věžovatá Pláně. Dieser danken wir dafür ebenso wie den ehrenamtlich tätigen Lehrkräften, insbesondere Frau Mag. Hadwig Vogl.
Zum Verein „Sonne und Freiheit“
Der grenzüberschreitende Verein „Gemeinsam für Sonne und Freiheit“ ging aus dem Protest gegen das AKW Temelin hervor und ist Teil der oberösterreichischen Anti-Atom-Offensive. Der Verein hat das Buch „Die Menschen von Temelin“ herausgegeben und kooperiert mit diversen anderen Organisationen in Österreich und Tschechien. Das Ziel der weltweiten Vernetzung des Atomwiderstandes wird dabei Hand in Hand mit der Umsetzung der Energiewende hin zu den Erneuerbaren Energien verfolgt. Dabei spielen kulturelle und grenzüberschreitende Aspekte eine zentrale Rolle. In Tschechiens erster Klimabündnisgemeinde Vezovata Plane wurde eine Solaranlage installiert (www.sonneundfreiheit.eu).
Die Preisverleihung fand zum ersten Mal im November 2006 statt, 20 Jahre nach dem Atomunfall in Tschernobyl Ende April 1986. Die Verleihung findet traditionell abwechselnd in Tschechien und Österreich statt, zB in Sandl und Budweis, der Stadt, in der der Fluss Maltsch, der in Sandl entspringt, in die Moldau mündet. Diese verbindende Symbolik wird auch unterstrichen durch die vom Verein Sonne+Freiheit zur Verfügung gestellte mehrsprachige Bibliothek, die Interessierten sowohl in der Gemeindebücherei in Sandl als auch im Büro der südböhmischen Umweltorganisationen OIŽP und „Südböhmische Mütter“ in Budweis einerseits ökologisch relevante Literatur und Filme anbietet, andererseits aber auch in der jeweiligen Landessprache wertvolle und zum Teil provokante Informationen aus dem Bereich der Geschichte und Kultur, speziell Österreichs und Tschechiens vermittelt.
Bei den PreisträgerInnen handelt es sich um verdiente Persönlichkeiten, die sich beiderseits der Grenze durch vorbildhaftes Engagement in einem ökologischen und/oder kulturellen Sinne besondere Verdienste erworben haben. Die Preisvergabe erfolgt immer rund um den Jahrestag der Volksabstimmung zum Kernkraftwerk Zwentendorf (5.11.1978) zur Erinnerung an die zivilgesellschaftliche Kraft einer breiten und enorm engagierten bundesweit vernetzten Bewegung Österreich. Die Ablehnung der Atomkraft durch die österreichische Bevölkerung 1978 war keineswegs zu erwarten, sondern das Ergebnis einer zivilgesellschaftlichen Leistung von vielen Menschen und Gruppen, anders formuliert eine enorme emanzipatorische Leistung.
Die Welt war damals eine andere:
Dies erkennt, wer sich vor Augen führt, dass im Zuge der „Information“ zu Kernkraftwerken davon gesprochen wurde, dass es wohl bald keine Stromzähler mehr brauche aufgrund der damit verbundenen „unendlichen Energiequellen“ bzw. dass die Anti-Atom-Aktivisten bei der ersten öffentichen Informationsveranstaltung zum Kernkraftwerk in Zwentendorf 1976 noch von der österreichischen Staatspolizei aus dem Saal entfernt und festgenommen wurden, um die öffentliche Veranstaltung nicht zu stören. Die Installation von Elektroheizungen in vielen öffentlichen Gebäuden geht auf diese Zeit zurück. Ein anderes Indiz für die Kraft dieser Bewegung war der Umstand, dass die Brennstäbe für das Kraftwerk Zwentendorf mit dem Hubschrauber eingeflogen wurden, da man bei einem LKW-Transport Straßenproteste bzw. –blockaden fürchtete. 1978 sollte in Österreich das erste Atomkraftwerk ans Netz gehen. Doch viele ÖsterreicherInnen sahen das anders und kämpften ausdauernd gegen die Inbetriebnahme des AKW Zwentendorf – bis zum „NEIN“ bei der Volksabstimmung am 5. November 1978.
Betrachtet man die Ausgezeichneten und ihre Arbeit, so zeigt sich ein beeindruckendes Bild, das von Bewusstseinsbildung und journalistischer Arbeit über den Kampf für Bürgerbeteiligung bei Atommüll-Endlagerplänen bis zu ganz konkreten Erneuerbare-Energie-Projekten reicht:
- 2006: Jan Jakeš, Holašovice (Erste Solaranlage im Ort umgesetzt)
- 2007: Antonín Pelíšek, České Budějovice (Journalist, Buch „Die Menschen von Temelin“)
- 2008: Josef Mach (Gem. Věžovatá Pláně, 1. Klimabündnisgemeinde in CZ, Betreiber Biogasanlage/Landwirtschaft) und Alfred Klepatsch (Gem. Windhaag/Freistadt, Energieausstellung, Windkraft in OÖ)
- 2009: Team des Waldviertler EnergieStammtisches (über 100 Enerigestammtische, z.T. zweisprachig und eine Reihe realisierter Solarenergie-Beteiligungsprojekte) sowie Josef Janda, Vežovatá Pláně (1. Passivhaus im Bezirk Krumau)
- 2010: Roland Egger+Gabi Schweiger, Atomstopp OÖ, Petr Petrlík (Plána bei Budweis, aktive und menschlich berührende Kontaktaufnahme mit „Vertriebenen“
- 2011: Rosemarie Denk, Rainbach bei Freistadt (Tschechisch-Unterricht in Volksschule Rainbach), Růžena Šandová, Kaplitz/Kaplice (Beteiligung an Behördenverfahren, Exkursionen mit SchülerInnen zu ökologischen Vorzeigeinitiativen)
- 2012: Irmgard Schmied, Dallein (Bewusstseinsbildung KKW Dukovany), Jiří Dvořák (Gem. Lodhéřov, Kampf für Bürgerbeteiligung bei Suche nach möglichen Atommüll-Endlager-Standorten)
- 2013: Miroslav Panuška (Gem. Maňovice, Aktiv gegen Atommüll-Endlagerpläne) und Erich Altmann sowie Josef und Maria Mülleder (Bucherser Heimatverein, Erhalt der Kirche als Treffpunkt im „Dreiländereck“ OÖ, NÖ und CZ)
- 2014: Herbert Sailer (Aufarbeitung der Geschichte seiner böhmischen Heimatstadt Kaplitz/Kaplice), Zdeněk Černý (als Bgm. in Nadějkov Widerstand gegen Antommüllendlagerpläne)
- 2015 – Jahr ohne Verleihung
- 2016 – Jahr ohne Verleihung
- 2017: Lenka Ovčáčková, Wolfgang Steininger (beides Filmpioniere, die immer wieder Raum auch für grenzüberschreitende Kultur- und Umweltanliegen schaffen)
- 2018: Franz Steinmaßl, Maria Brandl, Jaroslav Hojdar (als Autoren bzw. Verleger Pioniere im sensiblen Bereich einer grenzüberschreitenden Beschäftigung mit regionaler Geschichte vor allem zwischen Tschechien und Slowenien)
- 2019: Michaela und Josef Šupler/ová sowie Mathilde Halla und Fritz Witzany (siehe weiter oben im Text)
Zu den bisher Ausgezeichneten
2006, wurde der erste Preis an Jan Jakeš, in Holašovice in Tschechien unweit des AKW Temelín vergeben und zwar für die Bemühungen zur Durchsetzung erneuerbarer Energiequellen (Solaranlage). Gegen großen bürokratischen Widerstand konnte dank seines besonderen Einsatzes in diesem viel besuchten UNESCO-Dorf ein erstes Solaranlagenprojekt realisiert werden.
Der Preisträger 2007 Antonín Pelíšek ist Journalist und Buchautor aus dem südböhmischen Budweis und verfasste unter anderem zwei Bücher über die Menschen, die durch den Bau des Atomkraftwerks Temelín um ihr Zuhause kamen. Sein Werk „Die Menschen von Temelín“ wurde vom Verein Sonne und Freiheit ins Deutsche übersetzt und erscheint im Verlag Steinmassl (Edition Geschichte der Heimat).
2008 wurden mit Alfred Klepatsch und Josef Mach zwei Bürgermeister, einer aus Österreich und einer aus Tschechien ausgezeichnet. Alfred Klepatsch initiierte schon als junger Bürgermeister viele zukunftsweisende Ansätze, die mittlerweile auch dem Bezirk Freistadt insgesamt zu einer neuen Perspektive verhelfen. Dabei verstand er es geschickt, nicht nur Partei- sondern auch Landesgrenzen zu überwinden. Es war der Temelín-Widerstand, der Herrn Klepatsch in Kontakt mit Bürgermeister Josef Mach brachte. Dieser mutige, auch aus der Landwirtschaft kommenden Pionier versuchte, oft gegen großen Widerstand, ähnliche Ziele zu realisieren. Nicht immer klappte alles. Und dennoch wurde seine Gemeinde unter Laborbedingungen zu einem kleinen zweiten Fokus der Aktivitäten gegen die Atomlobby. Seit dem Herbst 2008 gibt es jedenfalls unter seiner Regie auch eine Biogasanlage, die vielleicht eine ähnliche Rolle spielen wird, wie die Windräder hinter Herrn Klepatschs Haus.
2009 wurde Josef Janda aus Vežovatá Pláně für das erste Passivhaus im tschechischen Bezirk Krumau ausgezeichnet und auf österreichischer Seite der Waldviertler Energiestammtisch, der seine Veranstaltungen z.T. zweisprachig durchführt und durch die Simultanübersetzung den grenzüberschreitenden Austausch engagierter Nachbarn aus Tschechien und Österreich ermöglicht. Damit soll deren Einsatz gewürdigt werden, im jeweils eigenen Bereich Dinge zu tun, die gegen diverse Widerstände (auch aus „eigenen Reihen“) realisiert werden und ein glaubwürdiges und verständliches Bemühen für eine in ihren Augen gute Sache zum Ausdruck bringen und mit der Bereitschaft dazuzulernen – zeigen, dass man um das Wohl der Menschen in beiden Ländern bemüht ist – und darüberhinaus einen europaweit sinnvollen Ansatz pflegt.
2010 wurden Petr Petrlík sowie Roland Egger und Gabi Schweiger von Atomstopp OÖ ausgezeichnet: Petr Petrlík, Gründer der Computerfirma www.abacus.cz, hat kaum Mühen gescheut, um Kontakte nach Österreich zu knüpfen und die Problematik der „Vertreibung“ vorbildlich aufzuarbeiten begonnen. Vertreibung ist immer mit Unrecht verbunden, ob es nun um die der jüdischen, tschechischen, deutschen oder auch arabischen Bevölkerung geht, immer geht es um Menschen. Herr Petrlík hat u.a. Gräber renoviert, ehemalige Bewohner des Dorfs anlässlich des 90. Geburtstags eines der Ihren „nach Hause“ eingeladen und dabei das ganze Dorf mitfeiern lassen, mit seinem Privatgeld aus dem ehemaligen Besitz deutschsprachiger Bewohner einen öffentlichen Gedenkpark gemacht – und zeigt sich nicht zuletzt auch an erneuerbaren Energieformen interessiert.
Roland Egger und Gabi Schweiger versuchen mit ihren Vereinen atomstopp_atomkraftfrei leben! und den Freistädter Müttern gegen Atomgefahren seit Jahren unter dem gemeinsamen Label atomstopp_oberoesterreich die Probleme der Atomindustrie zu thematisieren und erkannten, dass damit im eigenen Bereich begonnen werden muss. Österrech hat mit Wien den Sitz der IAEO und zahlt jährlich Millionen von Euros an die EU-Atomlobby. Das im Rahmen der Kampagne RAUS aus EURATOM richtig zu benennen, stößt auf Widerstand, wo das nicht erwartet werden sollte. Der nötige lange Atem in dieser Frage und die Bereitschaft dazuzulernen verdienen sich in Verbindung mit einem konsequentem Eintreten für Erneuerbare Energien diese Würdigung.
Růžena Šandová und Rosemarie Denk erhielten 2011 den Sonne+Freiheit-Anerkennungspreis. Damit wurden die Bemühungen beider gewürdigt, durch ihr persönliches Engagement Kontakte über die Staatsgrenze hinweg geknüpft und gefördert zu haben. Unter nicht einfachen Bedingungen engagier(t)en sich beide Preisträgerinnen weit über das beruflich und gesellschaftlich geforderte Maß hinaus auch in ihrem privaten Umfeld. Sie verrichteten im Stillen eine wichtige Arbeit, auf der in der Grenzregion zwischen Freistadt und Budweis gut aufgebaut werden kann. Rosemarie Denk begann 2005 als Leiterin der Volksschule Rainbach/Fr. etwas, was eigentlich längst Normalität sein sollte. Dass in einer Schule nämlich auch die Sprache des Nachbarlandes unterrichtet wird, in diesem Fall Tschechisch. Sie kümmert sich engagiert nicht nur darum, dass die lernwilligen Kinder bestens betreut werden, was sowohl ihre als auch die Freizeit der Kinder beansprucht. Sie organisierte auch über einen Sponsor die nötigen Finanzmittel dafür. Růžena Šandová aus Kaplice wiederum investierte als alleinerziehende Mutter viel Zeit und auch Geld, um in einem Umfeld, das engagierte BürgerInnen allgemein mit Skepsis betrachtet und ökologische AktivistInnen im Besonderen nicht selten gar als „Ökoterroristen“ punziert, genau diesen Anliegen. Sie beteiligt sich bei Behördenverfahren, organisiert Exkursionen mit SchülerInnen zu ökologischen Vorzeigeinitiativen, versucht im Haushalt sparsam und umweltschonend zu leben und so nebenbei auch noch Deutsch zu lernen.
2012 fand die Preisverleihung unweit der niederösterreichischen Grenze in der hübschen tschechischen Stadt Zlabings (Slavonice) statt, im Gebäude der Alten Schule im Institut Slavonice. Jiří Dvořák aus dem südböhmischen Ort Lodhéřov setzte sich in seiner Amtszeit als Bürgermeister vorbildlich für seine Gemeinde und eine lebenswerte Zukunft der Region ein. Lodhéřov, unweit von Jindřichův Hradec (Neuhaus) gelegen, ist einer jener tschechischen Orte, die als möglicher Standort für ein Atommüllendlager ausgewählt wurden. Unter anderem organisierte er ein Gemeindereferendum, in dem sich die Bevölkerung zu fast 100 % gegen das geplante Projekt ausgesprochen hatte und erreichte zusammen mit seinen Bürgermeisterkollegen aus den anderen betroffenen Gemeinden, dass sich auch der südböhmische Kreis sowohl gegen ein Atommüllendlager auf seinem Territorium, als auch gegen den Ausbau der Blöcke 3+4 in Temelín aussprach. Veränderte politische Verhältnisse, herbeigeführt auch durch demokratisch zweifelhafte Aktivitäten der Atomlobby (Stichwort „Millionen wirken schon“), bedeuteten aber leider Rückschläge sowohl für Herrn Dvořáks Arbeit in Lodhéřov als auch in Bezug auf den Temelín-Ausbau.
Irmgard Schmied aus Dallein schaffte es, mit den sie unterstützenden Personen im Norden Niederösterreichs mehr als 3000 Unterschriften gegen die weitere Bedrohung durch das AKW Dukovany zu sammeln und so gemeinsam mit den AktivistInnen rund um den Waldviertler Energiestammtisch (S+F PreisträgerInnen 2009), die solide Basis für eine dynamische und auch grenzüberschreitend aktive Anti-Atom-Bewegung im Norden Niederösterreichs zu legen. Dabei soll die Energiewende vorangetrieben und kulturell und geschichtlich verstärkt an österreichisch-tschechischen Gemeinsamkeiten angeknüpft werden.
Im Jahr 2013 wurden drei Initiativen ausgezeichnet, die sich auf ihre Weise langjährig dafür einsetzen, dass ihre direkte oder indirekte Heimat als historisches Siedlungsgebiet nicht vom Erdboden verschwindet. Im Fall von Marie und Josef Mülleder und von Erich Altmann und den Menschen, die ihnen dabei helfen, geht es um das Bewahren des noch rettbaren Erbes der ehemaligen Gemeinde Buchers (Pohoří) im Dreiländereck Oberösterreich-Niederösterreich-Südböhmen. Besonders der Wiederaufbau der Reste der ehemaligen Kirche in Buchers kommt dabei einer Herkulesarbeit gleich, die Herr Altmann großartig koordiniert. Die mühsame Kleinarbeit des Vereins zur Erhaltung von Kultur und Landschaft Stadlberg (Obmann Josef Weiss) stellt dazu eine wichtige Ergänzung dar. Ein Fokus ist dabei die Arbeit mit historischen Dokumenten (Chronik, Lebenserinnerungen,…).
Bürgermeister Miroslav Panuška aus der kleinen westböhmischen Gemeinde Maňovice wiederum setzt sich seit Jahren hartnäckig dafür ein, dass seine Heimat nicht zum „Atomklo“ Tschechiens wird und damit historisch ebenso vor dem Aus stünde. Herr Panuška ist wesentlicher Akteur einer Gruppe von Gleichgesinnten, die es seit Jahren der Atomlobby schwer machen, ihre gefährlichen Abfälle einfach zu vergraben. Im Zivilberuf als Tischler tätig, ist es gar nicht einfach, derartige Widerstandstätigkeiten mit Arbeit und Familie gut unter einen Hut zu bringen.
Ausgezeichnete 2014 waren Herbert Sailer und Zdeněk Černý. Dr. Herbert Sailer wurde 1929 in Kaplitz, heute Kaplice geboren. Er verlor wie viele Freunde seiner Generation nach 1945 die Heimat und widmete ihr dennoch nach dem Ende seines aktiven Berufslebens als Pädagoge in Salzburg ein ganzes Buch, in dem er die Geschichte seiner Heimatstadt so spannend aufarbeitete, dass sie in Übersetzung (koordiniert von unserem Verein) auch der heutigen Bevölkerung der Stadt verfügbar ist. Auf andere Weise engagierte sich Zdeněk Černý über Jahre hinweg in seiner Gemeinde Nadějkov unweit von Tábor dafür, dass es in dieser landschaftlich äußerst reizvollen Gegend im Grenzgebiet zwischen Zentral- und Südböhmen nicht zu einem Atommüllendlager kommt. Diese seit Jahrhunderten gewachsene Natur- und Kulturlandschaft würde damit unwiederbringlich ihres historischen Charakters beraubt. Es gibt doch Alternativen! Der über Jahrzehnte immer noch lebendige Widerstand ist Ergebnis auch seiner kreativen und engagierten Arbeit.
2015 und 2016 – Jahre ohne Preisverleihung
Im Jahr 2017 wurden zwei Pioniere der Filmkunst gewürdigt. Lenka Ovčáčková einerseits und Wolfgang Steininger andererseits. Lenka lebt abwechselnd in Prag und im Böhmerwald und hat trotz ihrer Jugend schon in rund zehn Filmen meisterhaft verstanden, Grenzlandproblematiken so darzustellen, dass die jeweils andere Seite einer Grenze besser verstanden werden kann. Ebenso wie sie hat auch Wolfgang Steininger immer ökologischen und sozialen Themen großen Raum gewidmet. Mit dem schon seit Jahrzehnten existierenden sogenannten Heimatfilmfestival in und um Freistadt hat Wolfgang Filmgeschichte geschrieben, die eine ganze Region in vielerlei Hinsicht bereichert hat. Und langsam eben nicht mehr nur eine Region, sondern eigentlich mit den jeweils gut 50 Filmen ganz Mitteleuropa. So kann die EU wirklich noch was werden….Danke!
2018 wurden drei Personen ausgezeichnet, die einen wesentlichen Beitrag geleistet haben zur Sammlung und Bewahrung von Geschichte und dem Abbau von nationalen Spannungen. Maria Brandl gibt mit Ihrer Arbeit Menschen eine Stimme, die sonst kaum eine Chance hätten, gehört zu werden und ermöglicht damit ein besseres Verstehen insbesondere im österreichisch-slowenischen Kontext. Jaroslav Hojdar verschrieb sich der Regionalgeschichte rund um Tábor in Südböhmen und unternahm mit „Flucht vor dem Tod“ den Versuch einer historischen Rekonstruktion des Schicksals eines der wenigen Überlebenden des Ausbruchs von KZ-Häftlingen aus Mauthausen Anfang 1945. Franz Steinmaßl verfasste mit „Das Hakenkreuz im Hügelland“ das Standardwerk für den Bezirk Freistadt zu Nationalsozialismus und Widerstand in der Region.
Kontakt und Information:
Verein Sonne und Freiheit, Bernhard Riepl, 00420 775 383 750, b.riepl@eduhi.at