Handeln statt Worte, und wo nötig Dissidenz

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Die 4. Wachstum im Wandel-Konferenz findet von 14.-15. November 2018 in Wien statt. cooppa berichtet ausführlich von der Konferenz hier auf cooppa.at (Deutsch) und auf dem Live-Blog der Konferenz (Englisch).

Special Session: Wo Menschen eine Rolle spielen

(cooppaEvelyne Huber, 15.11.2018) Zwei Referenten aus unterschiedlichen Fachgebieten, Michaela Moser, Dozentin der Sozialwissenschaftlichen Fakultät an der FH St. Pölten und Willibald Cernko, Chief Risk Officer der ERSTE Group Bank AG deckten in dieser Sondersitzung unter der Moderation von Fred Luks ein breites Spektrum ab. Die Kombination der Referenten und deren Hintergrund brachten einen interessanten und breiten Diskurs im Zusammenhang mit menschlichen Bedürfnissen in Zukunft.

Fred Luks, Leiter des Kompetenzzentrums für Nachhaltigkeit der Wirtschaftsuniversität Wien, zitierte in seiner Einleitung die Definition der “Nachhaltigen Entwicklung” im Brundtland-Bericht der Welt-Kommission für Nachhaltige Entwicklung von 1987, welche lautet: “Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs.” Er bemerkte dazu, dass der Begriff “Wirtschaft” keine Erwähnung findet, was uns daran erinnern sollte, wie wichtig der soziale Bereich und unser menschlicher Wohlstand weltweit ist.

Michaela Moser, Doktorin der Philosophie mit einer Dissertation zum Thema „A Good Life for All“, begann ihr Eingangs-Statement mit der Frage, um welche Menschen es sich in der Frage „Where People matter?“ handeln sollte. Denn für sie sind alle Menschen gleich, egal wo sie leben und wie aktiv sie sich im Sinne der SDGs engagieren. Viel mehr ginge es ihr um die Fragen, was wir ändern müssen. Denn es gibt starke kulturelle Unterschiede, auch in Bezug darauf, wer als arm und wer als reich betrachtet wird. Die Umsetzung der SDGs gehen für Moser Hand in Hand mit der Wahrung der Menschenrechte und der Ergreifung von Maßnahmen, um die Bedürfnisse aller Menschen zu befriedigen. Keiner darf zurückgelassen werden oder sich zurückgelassen fühlen. Neben Inklusion, und Carework wäre für sie auch „Dissidenz“ wichtig: Widerstand dann zu leisten, wenn Menschenrechte gebrochen werden. Als Symbol für Gemeinschaft, Zusammenhalt und Protestbewegung zeigte sie ein T-Shirt mit dem Slogan „We are together now“ und meinte dazu: „Niemand ist alleine und es ist genug da für alle, wenn wir teilen würden. Die Supermacht unserer Menschheit heisst: Zusammenkommen und Zusammenarbeiten“.

Willibald Cernko, erfolgreicher Manager im Bankgeschäft und heute Risikovorstand der Erste Bank-Group, zeigte in seinem Eingangs-Statement anhand von Zahlen, wie viele Menschen in der Bankbranche tätig sind und unterstrich, dass er sich seiner Verantwortung als Banker bewusst sei. Man müsse bedenken, dass sowohl die Interessen von Shareholdern und Stakeholdern wie auch die der Menschen zählen. Drei Fragen seien für seine Branche relevant: Ist es profitabel? Ist es legal? Und ist es das Richtige, was wir tun? Zwar würde durch Regulierungen und Richtlinien wenig Platz für den individuellen Menschen bleiben, aber am Ende des Tages würde doch der Mensch und seine Bedürfnisse zählen. In der Umsetzung der SDGs gäbe es oftmals komplexe Situationen, wie beispielsweise wenn es um die Finanzierung von Sicherheitsvorkehrungen eines Atomkraftwerkes in einem Nachbarland geht. Hier stelle sich dann für ihn die Frage: „Was ist meine Rolle als Bank-Operator“? Er beantwortete diese mit den Worten: „Wir sind uns bewusst, dass es unsere Aufgabe ist, das Beste für Investitionen zu erreichen, um die SDGS zu erreichen. Und wir verpflichten uns zur Unterstützung der SDGs“.

Für den Moderator Fred Luks war es eine Herausforderung, diese beiden Statements zusammenzubringen. Er befragte die beiden Referenten zu ihren unterschiedlichen Statements.

Moser antwortete auf Cernkos Statement, dass die Bankenkrise vor 10 Jahren viel bewegt, aber das Ansehen der Banken beschädigt hätte. Wobei die Banken in ihrer Verpflichtung und Verantwortung zur Unterstützung der SDGs nicht unterschätzt werden dürften. „Die Frage ist, wie gehen wir mit dem großen Bild dieser Beschädigung der Banken um? Ich glaube, das große Bild kann nur verändert werden, wenn wir unsere Verantwortung zusammenlegen. Das ist eine große Herausforderung.“

Moser nannte zusätzlich die Fähigkeit, Beziehungen herzustellen und Menschen mit verschiedenen Hintergründen zusammenzubringen, als wichtigsten Schlüssel für die Zukunft.

Cernko antwortete auf Mosers Statement, dass wir in einer Welt lebten, in der alles reguliert werde und viele Menschen unsicher seien, wenn sie Entscheidungen treffen müssen. Bildung und Empowerment wären für ihn die wichtigsten Schlüssel, um Armut in Zukunft zu bekämpfen. Dieses Empowerment zu geben, sei für Banken wichtig, beispielsweise indem Obdachlose ein eigenes Konto erhielten, um die ersten Schritte aus der Armut zu wagen. Die Digitalisierungs-Revolution würde dafür viele Möglichkeiten eröffnen. „Wir als Bank sind Frontrunner und Enabler.”, so Cernko.

Die abschließende Botschaft beider Referenten lautete: „Handeln statt Worte“.

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