„Besser gemeinsam wirksam werden“
Ilse Kleinschuster zur Veranstaltung „Vernetzung der Wandelnetzwerke“ am 3. + 4. November 2017 im Wiener Markhof.
(cooppa, Ilse Kleinschuster, 19.11.2017) Zwei Tage lang haben sich Anfang November 40 Menschen getroffen, um aus vielen Einzelinitiativen ein neues „Wandelnetzwerk“ (Arbeitstitel) ins Leben zu rufen, an dem seit Anfang des Jahres mehrere Netzwerke, Organisationen und Einzelpersonen arbeiten.
Mit der Veranstaltung am 3. + 4. November wurde nun der organisatorische Grundstein für die „Entpuppung der Raupe zum Schmetterling“ gelegt.
In diesem Rahmen sind die möglichen „Koalitionen“ noch völlig offen – die Vision eines „guten Lebens für Alle“ wird vom Wunsch nach Veränderung genährt – irgendwie eigenartig, dass es gerade hier und jetzt – wie auch in der Politik – so sehr darauf ankommt, wie Begriffe wie „wir“ und „Veränderung“ verstanden werden wollen. So hat z.B. in einem Interview in der „Wiener Zeitung“ Günther Paal, alias Gunkl, einmal gesagt: „Struktur und Ordnung können nur durch Trennung funktionieren. Wir müssen reden über das, was uns unterscheidet und wie wir uns arrangieren können. Sonst bleiben die Unterschiede manifest, und es fliegen die Watschen.“ Traurig, aber ewig wahr – und in der Politik stets befeuert von Populisten!?!
Vieles ist noch zu klären (auf Inhaltliches soll überhaupt erst in weiteren Konferenzen eingegangen werden) und es bedarf großer Geduld diesem ernsthaften Vorwärtsschreiten aufmerksam zu folgen. Meine, im Folgenden festgehaltenen Reflektionen sind getragen von wertschätzender Sympathie für all jene, die sich in freiwilliger Arbeit den Vorbereitungen gewidmet haben. Sie haben gute Arbeit geleistet, Ort und Zeit passten – die Liste der anwesenden Teilnehmer konnte sich sehen lassen. Liebe, „alte“ Bekannte saßen im Kreis neben „neuen“, mir Noch-Unbekannten. Die gemeinsame Erarbeitung kann beginnen. Im Zentrum dieser Veranstaltung steht die Frage: Wie kann ein starkes und gleichzeitig die Individualität wahrendes „Wir“ entstehen?
In diesem Kreis von ‚Wandel-Aktivisten‘ – will man jedoch nicht den billigen und einfachen Weg gehen – Unterschiede sollen behutsam und fein säuberlich differenziert und dann gesammelt und – im Konsensverfahren – bewertet werden, um dann darüber zu entscheiden, was letztlich umgesetzt werden soll.
Die Veränderung, von der hier die Rede ist, geht vom Herzen der Beteiligten aus! Und sie geschieht in dem Vertrauen, mit viel Freude und Lust auf Entdeckung weiter zu kommen. Die Organisatoren stellten lediglich einen Plan vor, der die Vielfalt der Wege aufzeigt, die zum Gipfelkreuz führen. In diesem Treffen ging es also in erster Linie um Strukturen, innerhalb derer dann die weiteren Schritte gesetzt werden sollen.
Improvisation innerhalb einer Komposition
Die Vorgänge anlässlich dieser Wandelnetzwerk- Tagung erinnert mich oft an ein Jazz-Orchester, in dem es zwar bestimmte Vorgaben (harmonisch und/oder rhythmisch) im Arrangement gibt, wo aber dann einzelne Musiker in ihren Soli frei improvisieren können, um sich gleich darauf wieder in die Resonanz des Gesamtkörpers einzufügen. Nicht Gleichschaltung und Gleichmacherei, sondern die Entfaltung der einzelnen Stimmen im vielstimmigen Klangkörper ist da absolut entscheidend. Ach, könnte es nicht auch im realen Leben unserer Demokratie so sein!
Tja, Demokratie! – Sie ist wohl eine wesentliche Voraussetzung für die Umsetzung all dieser Vorhaben – gelebte Demokratie, Axiom für ein nachhaltigeres Weltnetzwerk! Wie Alfred Strigl in der Debatte meinte: wie können wir, die Netzwerkorganisation, von einem globalen Wir zu einem nationalen werden. Informiertheit ist primäre Voraussetzung, so Doro Erharter: den vielfältigen gesellschaftlichen Herausforderungen müsse etwas entgegengesetzt werden und so wünscht sie sich eine neue Organisation mit neuen Entscheidungsstrukturen. Die Methode des Konsensierens erscheint ihr die geeignetste dafür zu sein. Eine Servicestelle soll den organisatorischen Prozess des Netzwerkaufbaues planen und koordinieren und die Netzwerkmitglieder mit weiteren Dienstleistungen unterstützen. Eine ausgeklügelte Struktur soll dabei helfen, ein starkes WIR zu entwickeln, in dem zugleich die Individualität im Gemeinsamen gewahrt wird.
Über viele dieser Vorschläge und Fragen wurde konsensual abgestimmt, inwieweit sie weiterverfolgt werden sollen, um bis zur nächsten gemeinsamen Klausur im März 2018 weiterbearbeitet und die nächsten Entscheidungen mit höherem Detailgrad treffen zu können.
Ich verließ diese sympathische Gesellschaft in dem Eindruck, dass sie positiv aufgeladen ist und mutig dranbleiben wird, noch mehr Menschen für den Wandel zu begeistern.
Ein Interview (als Video und Text) von der Veranstaltungen ist hier zu finden.
Diese Veranstaltung hat in den Räumen der Kooperative colearning.at stattgefunden.