Australien brennt – Bericht von Freunden vor Ort
(cooppa, 12.01.2020, Karl-Heinz Hinrichs) Freunde von mir, eine Hamburger Familie (Vater, Mutter, drei Kinder) ist vor rund 40 Jahren nach Australien ausgewandert. Hauptgründe waren die Umweltsituation und der Kalte Krieg in Europa. Die Tragik an der Entscheidung: damals tat sich in Australien das Ozonloch auf – die heile Welt schien also nirgendwo zu finden. Und jetzt der brennende Kontinent, der ihr
Leben unmittelbar bedroht. Der Vater Dieter ist an der EVAL-Bewegung sehr interessiert und unterstützt sie in Australien.
Hier ihr persönlicher Lagebericht, den wir kurz nach den Weihnachtsfeiertagen erhalten haben:
„Liebe Brigitte und Karl Heinz,
ich komme erst heute dazu Euch ein gesundes und fröhliche Neues Jahr zu wünschen. . Ich war vom 15.12.2019 bis zum 10.01.2020 bei AnnKatrin und Ihrer Familie. Mein Email-Programm funktionierte nicht mehr, da wegen des Feuers die Kommunikation nicht mehr klappte. Es war schon ganz schön spannend und aufregend alles direkt vor Ort zu erleben. Einen Tag war ich auch im Auffanglager wegen der Feuergefahr. Es war nicht sehr schön und ich hatte mir geschworen, dort nicht zu schlafen. Gott Sei Dank entspannte sich die Lage am Nachmittag, als der Wind dann drehte und vom Süden kam. Fuer ungefähr acht Tage haben wir die Sonne nicht gesehen, so stark waren die Brand- und Aschewolken. An zwei Tagen war es am Tage so dunkel, wie abends um 10 Uhr. Alles war mit einem ganz feinen Aschestaub überzogen. Ann Katrin und Ben waren in der ganzen Zeit unheimlich beschäftigt ihr Haus vorm Feuer zu sichern und auch bei Freunden, wo wir aus Sicherheitsgründen einige Tage verbrachten. Ihre Freunde halten unheimlich zusammen und helfen sich gegenseitig. Einige haben ihr Haus verloren und schliefen dann auch bei der Familie, wo auch wir Schutz gesucht hatten. Am vorletzten Tag hat Ben mich auch noch durch Gebirgs- und Waldgegenden gefahren, wo ich aus erster Hand sehen konnte, wieviel verbrannt war und was noch immer glimmte.
Es fehlen einfach fuer diese riesigen Gebiete Feuerwehrleute und die Regierung ist unfähig schnell Soldaten einzusetzen, um beim Löschen zu helfen. Ben hat dann auch fuer die verschiedenen Feuerwehrbereiche Mittagessen gekocht, damit sie auch einmal wieder etwas Warmes im Bauch hatten. Dadurch das auch viele Hauptstraßen wegen der Feuergefahr gesperrt wurden, entstand dann auch eine Benzin- und Diesel-Knappheit. Viele konnten dann auch nicht in die nächste Stadt zum Einkaufen fahren. Als dann unser Premierminister zum Besuch kam, wurde er von allen mehr als beschimpft. Es muss für ihn sehr peinlich gewesen sein. Die versprochenen 3000 Soldaten trudeln nun nach 14 Tagen Feuer endlich und langsam ein! Auf AnnKatrins und Bens neuem Grundstück hat es auch gut gebrannt. Allerdings war es keine Feuerwand sondern einzelne Spotfires. Altes Gras und viel altes Holz verbrannte und erspart ihnen viel Arbeit. Wenn der Wind nicht gerade zum Norden dreht, dürften sie mit einem verbrannten Auge davonkommen. Die Bilder hat AnnKatrin auf oder bei ihrem Grundstück gemacht. So, das war es von der Front.
Viele liebe Grüße,
Dieter “
Auch wenn es zuletzt wieder vorsichtig bessere Nachrichten aus Australien gab, ist es zweifellos eine Schande was der Mensch in seinem blinden Wachstumswahn und in seiner Unbelehrbarkeit dem Geschöpf Tier antut. In Australien sind geschätzt eine Million Tiere elendig verbrannt. Brände hat es in Australien immer gegeben, aber Mensch und Tier hatten früher immer noch eine Fluchtmöglichkeit.
Weiterführende Links zum Thema:
Pingback: Will there be change? – Fritz Hinterberger