Nach 70 Jahren noch immer aktuell. Werke und Quellen des österreichischen Ökonomen Kurt Rothschild.
„Ich bin immer wieder erstaunt, mit welcher Klarheit auch damals schon die prinzipiellen Probleme der Oligopoltheorie oder der Vermachtung der Märkte erkannt und beschrieben wurden“, sagt Wilfried Altzinger, Professor an der Wiener Wirtschaftsuniversität (WU) und einer der letzten Schüler eines der wichtigsten österreichischen Ökonomen von internationalem Rang in Österreich, Kurt Rothschild. Er hat den wissenschaftlichen Nachlass des Wirtschaftswissenschaftlers der Bibliothek seiner Universität zur Verfügung gestellt und betreut diese gemeinsam mit seinem Kollegen Alois Guger, der das gleiche mit dem Nachlass von Rothschilds Zeitgenossen Josef Steindl getan hat. So sind nicht nur die Werke, sondern auch viele der Quellen, mit denen sich die beiden beschäftigt haben, in einem eigenen Raum an der Wirtschaftsuni jetzt der Öffentlichkeit zugänglich – und jetzt auch im Internet.
„Ich würde sogar sagen: in vielerlei Hinsicht sind diese Werke der 1950er und -60er interessanter als heute, weil es damals nicht nur um ökonomisch-theoretische und formal-mathematische Argumente gegangen ist, sondern auch sehr interdisziplinär gearbeitet wurde.“ Kurt Rothschild, Jahrgang 1914, kam im britischen Exil mit John Maynard Keynes in Kontakt und lernte den Keynesianismus von der Pike auf kennen. Davon ausgehend beschäftigte er sich intensiv mit Fragen der Arbeitslosigkeit, der Einkommensverteilung sowie der Rolle von Macht in der Wirtschaft. Das Thema ist heute mehr denn je aktuell, sagt Altzinger mit Verweis auf die großen Konzerne der neuen Computertechnologien und des Internets.
Im cooppa-Interview beschreibt Altzinger den Werdegang und die Bedeutung der Bibliothek auch für die heute Studierenden. Am 29.10.2018 um 18:00 wird der digitalisierte Nachlass mit einer Veranstaltung der Öffentlichkeit präsentiert.
Das Thema seines berühmten Artikel über Preis- und Oligopoltheiorie, erschienen 1947 in der damals wichtigsten Zeitschrift seines Faches, dem Economc Journal, herausgegeben in Cambridge von Keynes, begleitete ihn bis ins Hohe Alter. Noch kurz vor seinem Tod im Jahr 2010 publizierte er zu diesem Thema.
Links:
- www.kurt-rothschild.at
- Informationen zur Eröffnung und Vorstellung der digitalisierten Nachlässe von Kurt W. Rothschild und Josef Steindl
- Artikel auf N21.press: Forschung für eine gleichere Verteilung
Foto: Kurt Rothschild bei den Wiener Stadtgesprächen 2009 (© Helga Allmer)